Antarktisexpedition GANOVEX XI
Beitrag zum Projekt:
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) führte von Mitte Dezember 2015 bis Mitte Februar 2016 die elfte Deutsche Nord-Viktoria-Land Expedition in die Antarktis (GANOVEX XI) durch. Diese setzte die 1979 begonnenen geowissenschaftlichen Arbeiten des langfristig ausgelegten „GANOVEX“-Programms (German Antarctic North Victoria Land Expedition) im nördlichen Viktoria-Land und Rossmeer-Sektor der Antarktis fort.
Unter der Leitung von Dr. Andreas Läufer nahmen 22 Wissenschaftler und Techniker der BGR, der Universitäten Bremen, Berlin, Münster, Genua und Melbourne, des Naturhistorischen Museums Stockholm sowie des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR), Bergführer, Helikoptercrew und eine Ärztin an der Expedition teil. Die Wissenschaftler deckten Disziplinen von der Geophysik, Strukturgeologie, Thermochronologie, Geochemie, Sedimentologie, Petrologie, Geomikrobiologie und Geomorphologie ab. Logistisch wurde die Expedition in Kooperation mit dem italienischen Antarktisprogramm (PNRA) durchgeführt und durch ein neuseeländisches Hubschrauber-Team unterstützt. Eine Zusammenarbeit bestand auch mit dem koreanischen Polarforschungsinstitut KOPRI. Parallel zu den wissenschaftlichen Arbeiten führte die BGR zusammen mit dem Staatlichen Baumanagement Hannover eine umfangreiche Renovierung und Modernisierung ihrer Sommerstation „Gondwana“ durch (Unternehmen MOGS 3), die den neuesten Umweltstandards entsprechend ausgerüstet wird. Der endgültige Abschluss der Arbeiten wird zu Beginn des antarktischen Sommers im November 2016 erfolgen (MOGS 4).
Die An- und Abreise des Teams erfolgte mit dem italienischen Versorgungsschiff „M/V Italica“. Die Fahrt begann am 17.12.2015 in Christchurch (Neuseeland) und führte zunächst zur „Gondwana-Station“ an der Terra-Nova-Bucht des Rossmeeres, die aufgrund des in dieser Saison dicken Packeises erst am 29.12.2015 erreicht wurde. Der Rücktransport von der Terra-Nova-Bucht begann am 12.02.2016 und am 22.02.2016 erreichte das Schiff wieder den Hafen von Christchurch in Lyttelton.
Das Forschungsprogramm der Expedition wurde in zwei Phasen durchgeführt. Nach der Ankunft des Schiffes in der Terra-Nova-Bucht arbeiteten die Wissenschaftler zunächst für drei Wochen von einem etwa 300 km nördlich gelegenen Basislager in den Helliwell Hills aus im Bereich des unteren Rennickgletschers am pazifischen Ende des Transantarktischen Gebirges. Danach wurden eine Woche lang noch weitere Arbeiten von der italienischen Station „Mario Zucchelli“ aus durchgeführt. Für die Untersuchungen standen den Forschern drei Helikopter zur Verfügung. Das wissenschaftliche Programm von GANOVEX XI basierte im Wesentlichen auf den Ergebnissen der vorangegangenen Expeditionen, insbesondere GANOVEX VIII (1999/2000), GANOVEX IX (2005/06) und GANOVEX X (2009/10). Im Rahmen dieser drei Expeditionen wurde schwerpunktmäßig die Krustenstruktur und die geodynamische Entwicklung des nördlichen Viktorialandes, des Rossmeeres und der Pennell-Küste unter Anwendung geologischer und geophysikalischer Methoden untersucht.
Während seiner geologischen Vergangenheit war Antarktika nicht immer ein isolierter Kontinent, sondern bildete das Herzstück des Superkontinents Gondwana. Dieser entstand durch mehrfache Kollisionen kontinentaler Fragmente vor etwa 600 bis 500 Millionen Jahren und beinhaltete alle heutigen Südkontinente und zusätzlich den indischen Subkontinent. Gondwana existierte bis etwa 180 Millionen Jahre vor heute. Mit dem Auseinanderbrechen des Kontinents war die Eruption riesiger Mengen basaltischer Lava verbunden. Afrika, Indien, Australien und schließlich Südamerika lösten sich von der Antarktis ab. Das führte schließlich zur isolierten Position der Antarktis am Südpol und zur Herausbildung der heutigen Ozeanzirkulation sowie des heutigen Klimasystems. Das Hauptanliegen der GANOVEX-Expeditionen ist es, diese Prozesse, die zum heutigen Kontinent Antarktika geführt haben, besser zu verstehen.
Weitere Informationen (Fotos, Bilder. Texte und Filme) zur Expedition und zu den Modernisierungsmaßnahmen finden Sie im Antarktistagebuch der BGR.