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Pressemitteilung |
Hannover, 15.08.2024
BGR-Studie zu heimischen kritischen mineralischen Rohstoffen:
Deutschland ist bisher vor allem bei Metallen weitgehend auf Importe angewiesen
Für die inländischen Wertschöpfungsketten und die Wettbewerbsfähigkeit des Industrie- und Technologiestandorts Deutschland ist eine sichere und nachhaltige Versorgung mit mineralischen Rohstoffen von zentraler Bedeutung. Vor dem Hintergrund einer verbesserten heimischen Versorgung, die auch das Ziel der neuen EU-Verordnung zu kritischen Rohstoffen („Critical Raw Materials Act“) ist, hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) jetzt eine Kurzstudie zur Gewinnung und Erkundung kritischer mineralischer Rohstoffe in Deutschland veröffentlicht.
„Ein Großteil der jährlich in Deutschland benötigten mineralischen Rohstoffe werden aus heimischen Lagerstätten gewonnen“, betont Prof. Dr. Volker Steinbach, Vizepräsident und Leiter der Abteilung Rohstoffe der BGR. „Bei den von der EU als kritisch bzw. strategisch eingestuften mineralischen Rohstoffen verfügt Deutschland allerdings über eine vergleichsweise geringe Produktion und ist damit derzeit – vor allem hinsichtlich der Metallrohstoffe – weitgehend auf Importe angewiesen“.
In ihrer Kurzstudie hat die BGR die gegenwärtigen heimischen Bergbauaktivitäten und aktuellen Explorationsvorhaben zu kritischen und strategischen Rohstoffen sowie deren Trägerminerale untersucht. Dabei wurden mehr als 100 Projekte in Deutschland erfasst, die zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Rohstoffversorgung der heimischen Industrie leisten könnten.
Das Ergebnis: Deutschland gewinnt bei den von der EU als kritisch eingestuften Rohstoffen aktuell nur die Industrieminerale Fluss- und Schwerspat, Feldspat, Graphit sowie grobkörnigen Quarz bzw. Quarzkies als mögliche Vorprodukte für die Herstellung von Silizium. Explorationsvorhaben gibt es derzeit in erster Linie bei den Metallen Lithium und Kupfer. Beide Rohstoffe sind für die Energie- und Verkehrswende von zentraler Bedeutung.
Bis zum Jahr 1990 wurde in Deutschland der sogenannte Kupferschiefer zur Gewinnung von Kupfer abgebaut. Die noch vorhandenen heimischen Gesamtressourcen werden heute auf mehr als 2,4 Millionen Tonnen Kupferinhalt geschätzt. Bei Lithium wird von einem Potenzial von rund 3,8 Millionen Tonnen Li-Inhalt ausgegangen, womit Deutschland im weltweiten Vergleich über die derzeit siebtgrößten Ressourcen verfügt. Die im sächsischen Erzgebirge und der Tschechischen Republik gelegene Festgesteinslagerstätte „Zinnwald/Cínovec“ gilt als eines der größten Lithium-Vorkommen in Europa. Zudem könnte ein Teil des heimischen Lithiumbedarfs zukünftig möglicherweise aus heißen Tiefenwässern in Geothermiekraftwerken gewonnen werden. So wird in Deutschland gegenwärtig an rund 50 Orten auf Lithium als Beiprodukt der geothermischen Energiegewinnung exploriert.
„Explorations- und Bergbauunternehmen verfolgen nachhaltige Ansätze und sind offen für die Belange der Bevölkerung, doch scheitern Genehmigungen häufig auch an einer verbreitet geringen Akzeptanz für die heimische Rohstoffgewinnung“, beschreibt Dr. Michael Szurlies, bei der BGR Leiter des Arbeitsbereiches „Verfügbarkeit mineralischer Rohstoffe“ und einer der Autoren der Kurzstudie, die Situation bei aktuellen Projekten.
Die BGR forscht – u.a. gemeinsam mit Staatlichen Geologischen Diensten der Bundesländer – im Vorfeld unternehmerischer Exploration auch selbst zu heimischen Rohstoffpotenzialen. Dabei geht es sowohl um mögliche Restvorräte aus dem Altbergbau als auch um neue Vorkommen. „Spurenmetalle wie Germanium, Gallium und Indium besitzen eine enorme Bedeutung für den Technologiestandort Deutschland“, weiß BGR-Rohstoffexperte Prof. Dr. Torsten Graupner, der ebenfalls an der Kurzstudie mitgearbeitet hat.
Die BGR-Studie ist somit auch ein Ausblick auf die Perspektiven einer möglichen heimischen Rohstoffgewinnung. So befindet sich ein Großteil der hier betrachteten Rohstoffprojekte erst in einer frühen Phase der Exploration. Bis zu einer möglichen Förderung sind noch beträchtliche Investitionen in die Erkundung nötig. Auch sind die Wirtschaftlichkeit insbesondere im Hinblick auf die zu erwartenden Rohstoffmengen und Fragen zur Aufbereitung der Erze in vielen Fällen noch nicht nachgewiesen.
Weiterführende Informationen
Link zur Kurzstudie: https://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Produkte/Downloads/Commodity_Top_News/Rohstoffwirtschaft/73_Kritische_mineralische_Rohstoffe.html
Fachlicher Kontakt BGR
Dr. Michael Szurlies, T. +49 511 / 643-2536, Mineralische-Rohstoffe@bgr.de
Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679 |